Sonntag, 9. April 2017

Cadenhead's CS Jamaica Rum Worthy Park 11 YO (05/17)

Liebe Rum Gemeinde,

heute folgt mit dem Review zum Cadenhead's Cask Strength Jamaica Rum Worthy Park 11 YO aus dem Jahr 2005 die Fortsetzung zum Review von letzter Woche, als es um den Habitation Velier WP 2005 ging, der wiederum mit dem The Rum Cask Worthy Park 9 YO, ebenfalls aus dem Jahr 2005, verglichen wurde. Heute werde ich den Cadenhead des mutmaßlich gleichen Batches mit diesen beiden vergleichen. Bevor man sich also an das heutige Review macht, sollte man die beiden vorherigen gelesen und vor Augen haben! Im Fazit wird dann spätestens klar, warum das so ist. 

Der Rum heute ist 11 Jahre gereift und wurde im Januar 2017 von Cadenhead's in Schottland abgefüllt. Damit ist er im Vergleich der drei Rums der älteste. Wie schon seine beiden jüngeren Brüder, so wurde auch dieser in Fassstärke abgefüllt: 57,9% vol. hat er laut Label noch. Über die Lagerung kann man nur mutmaßen, Cadenhead macht hier keine Angaben. Man kann aber von einer Teilreifung in den Tropen zu großem Teil ausgehen. Destilliert wurde der Rum in einer Pot Still. Es wird sich dabei vermutlich um die Double Retort Pot Still aus Worthy Park handeln, aus der auch die beiden anderen Rums stammen. Der Rum trägt das Mark JMWP und ist Teil der traditionsreichen Cadenhead Cask Strength Serie. 

Zum Abfüller Cadenhead muss an dieser Stelle glaube ich nicht mehr viel gesagt werden. Zahlreiche Rums dieses geschichtsträchtigen schottischen (vor allem Whisky-) Abfüllers sind hier bereits besprochen worden, seien es Rums aus der Cask Strength-, als auch der Green Label Serie. Einst zählte das Unternehmen zu den Giganten unter den Unabhängigen Abfüllern. Sie rühmten sich dafür, das größte Lager an Demerara Rums außerhalb von Guyana zu haben und brachten lange als so ziemlich einziger Abfüller die Rums auch in Fassstärke heraus. Bis Anfang des neuen Jahrtausends ging das so, allerdings wurde es danach doch eher ruhig um Cadenhead, zumindest im Rum Bereich. Zwar kamen immer mal wieder auch neue Rums, aber in der Anzahl war das schon sehr reduziert. Man merkte, dass das Lager erschöpft war und dass der Abfüller nun in gleicher Weise auf die Broker angewiesen ist, wie das bei anderen auch der Fall ist. Ihren Status als Gigant haben Cadenheads heute also leider eingebüßt. Abfüllungen wie die heutige erfahren nicht mehr diese Aufmerksamkeit bei der Neuerscheinung wie noch vor wenigen Jahren. Andere Abfüller haben diese Position eingenommen.

3 x  Jamaica Rum Worthy Park 2005 in Fassstärke: Cadenhead 11YO; Habitation Velier 10YO; The Rum Cask 9YO

Verkostung des Cadenhead's CS Jamaica Rum Worthy Park 11 YO (2005 - 2017):

Sample by RUMZ
Preis: Cadenhead ruft 57 Euro für die 0,7 Liter Flasche dieses Rums auf.

Alter: Der Rum wird als 11 jähriger verkauft, gelagert von 2005 bis 2017.  

Lagerung: keine Angabe, es kann aber auch hier, wie sich noch herausstellen wird, zu erheblichem Teil von Tropical Aging ausgegangen werden. 

Fassnummer: unbekannt.

Angel's Share: unbekannt.

Alkoholstärke: 57,9% vol., also eine Abfüllung in Fassstärke.

Destillationsverfahren: eine Pot Still ist angegeben. Vermutlich handelt es sich um die selbe Double Retort Pot Still, die auf dem Label des Habitation Velier zu sehen ist. 

Mark: JMWP

Farbe: dunkles, kräftiges, Stroh.

Der Cadenhead Worthy Park 11 YO 2005 - 2017 - 57,9% vol. im Glas
Viskosität: weite, unregelmäßige Schlieren, langsames Fließen an der Glaswand.

Nase: wie beim letzten Mal standen die Rums auch heute ca. 30 Minuten im Glas atmend bevor ich zum eigentlichen Tasting überging. Im ersten Eindruck, wenn man nur eben die Nase rein hält, hat der Cadenhead die klar fruchtigste Nase, allerdings verfliegt dieser Eindruck auch sehr bald wieder. Um dann wiederzukommen. Das ist wirklich heavy heute! Nicht, weil die drei die Rums, der TRC, der Habitation Velier und der Cadenhead an und für sich so unglaublich fordernd wären, sondern weil sie sich wirklich wahnsinnig ähnlich sind. Beim Verweilen der Nase im Glas, wenn man alle drei Rums von vorne bis hinten erlebt, wird das noch deutlicher. Hier Unterschiede festzustellen klappt eigentlich nur beim Habitation Velier, der eine noch etwas vollere, würzigere Nase hat als die beiden anderen Rums. Aber wie auch letzte Woche: für mich sind die Unterschiede hier marginal. Eine gesteigerte Reife zum Habitation Velier, der ein Jahr jünger ist, kann ich nicht feststellen, im Gegenteil, der Rum wirkt in der Nase jünger, vergleichbar mit dem TRC.

Gaumen: eine natürliche Süße zu Beginn, danach kommt erst einmal der Alkohol, der kurz gezügelt werden muss. Ist das passiert, zeigt sich der Rum angenehm cremig am Gaumen und erinnert auch hier an die beiden zuvor verkosteten Rums. Was auffällt ist, dass die Anis-Note die ich beim TRC und noch einmal mehr beim Habitation Velier hatte, hier sehr viel geringer ausfällt. Ansonsten gleichen sich auch hier die Eindrücke am Gaumen sehr. Nach Hinten heraus wird der Rum würzig-pfeffrig. 

Abgang: die pfeffrige Note zieht sich in den Abgang und verhallt dort auch recht schnell. Hier konnte der Rum weniger als seine beiden Vorgänger hier auf dem Blog.

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Der Sieger für mich im Gesamtvergleich: der Habitation Velier WP 2005
Fazit: Ich habe die drei Rums in zwei Sessions je nebeneinander gehabt und spätestens nach 45 bis 60 Minuten im Glas, der Velier braucht etwas länger im Glas als der TRC und der Cadenhead, fällt es wirklich unglaublich schwer noch markante Unterschiede zu finden. Sie sind da, fallen aber vergleichbar gering aus.
Heißt im Klartext: der Habitation Velier ist meines Erachtens der stärkste der drei, auch wenn er im Glas länger braucht, gefolgt vom The Rum Cask und mit nur wirklich geringem Unterschied vom Cadenhead. Selten hatte ich drei solch ähnliche Rums im Glas. Ein Batch so unmittelbar miteinander zu vergleichen ist nicht ganz einfach, aber sehr spannend. Erkenntnis für mich: im Vergleich aller drei Rums zeigt sich deutlich, dass der Habitation Velier wohl noch etwas länger in den Tropen gelegen haben dürfte als die beiden anderen und vermutlich auch als die anderen Worthy Parks, die von anderen unabhängigen Abfüllern noch so am Markt zu finden sind, wie z.B. der RA. Da ist einfach ein Vorsprung in der Reifung auszumachen, der eigentlich nur tropisch gereift zustande kommen kann. Ich vermute, dass um 2012/2013 herum, als die ersten Worthy Parks auftauchten, eine große Fuhre aus der Karibik nach Europa an die Bulkhändler verschickt wurde. Bis dahin werden sie wohl tropisch gereift sein, sonst wären die Unterschiede größer und auch der 2013 abgefüllte 4 YO von The Rum Cask spricht von seinem Reifegrad her im Vergleich klar dafür. Heißt: der Habitation Velier lag mutmaßlich ein bis zwei Jahre länger in den Tropen als die anderen aus dem Batch. Das merkt man im Glas und das merkt man, leider, auch im Portemonnaie. Der Habitation Velier ist mit 85 bis 90 Euro klar teurer als der The Rum Cask (ca. 56 Euro auf 0,7 Liter) und der Cadenhead (57 Euro). Ist er das wert? Objektiv: meines Erachtens ja! Wen dieser Stil kitzelt, wie mich beispielsweise Hampden kitzelt, dem sei der Habitation Velier ans Herz gelegt. Er ist sein Geld, objektiv, auf jeden Fall wert, finde ich. Mir persönlich, also streng subjektiv, ist er das Geld nicht wert. Warum? Ich finde, Worthy Park 2005 ist ein toller "All Day Rum Stil" (bitte auf keinen Fall zu wörtlich nehmen! :) ), den ich sehr gerne entspannt trinke! Da brauche ich für mich ganz persönlich nicht das höchste Level beim entsprechenden Aufpreis. Dafür sind die beiden anderen für deutlich weniger Geld nur unwesentlich hinten an und bieten mir bei dem, was für mich Worthy Park ausmacht, den gleichen Spaß.

Und last but not least: Heute geht mein Dank an RUMZ vom Rum Club, der diesen Rum dort geteilt hat und mir so die Möglichkeit gab den Cadenhead hier zu testen. Danke!

Bis demnächst,
Flo

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