Sonntag, 12. Mai 2013

Don Jose Distillery, Panama: The Rum Cask 2004 8 YO vs. Scotland and Malts 1999 12 YO

Hallöle,

Heute erwartet euch wieder eine gänzlich neue Region hier auf Barrel Aged Thoughts: Panama. Der Rum von dort ist dem leichten spanischen Stil zuzuordnen und passt normalerweise nicht in mein Beuteschema, was allerdings nicht bedeutet, dass von dort nicht auch guter Rum kommen kann. Und dies wird sich insbesondere heute zeigen. Zwei Abfüllungen der selben Destillerie, Don Jose, in Faßstärke unterschiedlicher Jahrgänge von zwei UA's. Den bereits hier vorgestellten "The Rum Cask" und zum anderen aus der "Cask Collection" von Scotland-and-Malts, beide in Deutschland beheimatet. Eine der beiden Abfüllungen zeigt den typischen Stil Panamas und wird Neulingen in der Welt der Cask Strength Rums einen leichten, schmeichelnden Einstieg sowie neue Perspektiven eröffnen und die andere wird sich, aufgrund einer speziellen Faßreife, bedeutend abheben und könnte so manchen Whiskyliebhaber zum Rum konvertieren lassen.
Die Don Jose Distillery ist eigentlich unter dem Namen Destileria Varela Hermanos in Panama ansässig, wurde 1908 von Don José Varela Blanco gegründet und man begann dort ab 1936 mit der Destillation auf der Grundlage von Zuckerrohr. Heute hat Varela Hermanos S.A. nach eigenen Angaben einen Marktanteil von 90% der produzierten Spirituosen in Panama. Sie stellt nicht nur Rum sondern hat unter anderem auch Vodka und Gin im Portfolio. Die bekannteste, auch international vertirbene Marke, stellt Ron Abuelo dar.


Scotland and Malts Panama Rum Don Jose 12 YO
Die Abfüller:

Von The Rum Cask wurde bereits die Jamaica Abfüllung aus Hampden hier besprochen. Dort ist auch näheres über diesen UA zu lesen, der sich nun, zu meiner Freude, auch dem Rum verschrieben hat. Scotland-and-Malts hat schon seit ein Paar Jahren einige wenige Rumabfüllungen in Ihrer "Cask Collection" im Angebot, sowie auch einige neue Abfüllungen aus diesem Jahr. Wie nahezu alle UA's kommt auch Scotland-and-Malts wie der Name es schon andeuted aus dem Whiskybereich und betreibt sowohl einen Onlineshop als auch ein Ladengeschäft in Eberswalde. Die meisten Rums der Cask Collection werden in Faßstärke abgefüllt, es gibt allerdings auch Ausnahmen. Der heute besprochene Rum stammt nicht aus der aktuell abgefüllten Range, sondern wurde im Jahr 2011 abgefüllt. Sie ist allerdings noch im Shop verfügbar.


Verkostung der beiden Rums:


Preis: Die Scotland-and-Malts Abfüllung habe ich in deren Onlineshop für 42,90€ erstanden. Hier handelt es sich um eine 500ml Flasche und der Rum ist dort noch verfügbar.
Die Abfüllung von The Rum Cask ist in verschiedenen Größen erhältlich. Ich persönlich habe mich für die 500ml Flasche entschieden, welche in deren Onlineshop für 33,90€ zu haben ist. Die 700ml Flasche ist mit 44,90€, auf den Liter umgerechnet, minimal günstiger. Auch Samples sind dort zu bekommen. Wie auch von ihren anderen Rumabfüllungen hat man hier die Wahl zwischen 2, 4 und 10cl zu respektive 2, 4 und 8,50€.

Alter: Der Don Jose von Scotland-and-Malts durfte 12 Jahre im Faß verbringen, der Rum von The Rum Cask deren 8. Es dürfte sich in beiden Fällen um eine Lagerung in Schottland gehandelt haben, was sich insbesondere bei der zuletzt genannten Abfüllung noch deutlich zeigen wird.

Alkoholstärke: Beide Rums wurden in Fassstärke abgefüllt. Der 12 jährige Rum aus Panama kommt mit 57,9%, der 8 jährige mit 54,5% ins Glas.

Destillationsverfahren: Die Destileria Varela Hermanos brennt in einer aus 4 Säulen bestehenden Column Still, wie für den spanischen Stil typisch. Daher lässt sich ein leichter Rum erwarten.

Farbe: Beide Rums präsentieren sich dunkel-golden im Glas mit leicht grünlichen reflexen, wobei der 8 Jahre alte Rum eine Nuance dunkler und satter erscheint.

Viskosität: Wie zu erwarten, da in Column Still gebrannt und nicht sehr lange gelagert, bilden beide Rums Enge Bögen und gleiten von den Glaswänden rasch zurück zum Boden.

Nase: Hat sich da ein Karamell-Sahne-Bonbon in mein Nosing-Glas verirrt? Denn genauso riecht der 12 jährige Don Jose. Die alkoholische Schärfe kommt heraus, aber nicht derart penetrant, dass sie stören würde. Wer nicht verdünnen möchte, kann hier das Glas einige Minuten zugedeckt stehen lassen. Da es sich um ein leichtes Destillat handelt, war der Fasseinfluss hier sehr entscheidend und drückt dem Rum mitunter seinen Geschmack auf. Süße und Karamell prägen die Nase, allerdings kein dunkles oder angebranntes Karamell. Frucht ist keine Wahrnehmbar. Nicht komplex, aber sehr gefällig.
Schlägt der 8 jährige Rum in die selbe Kante? Mitnichten: Hallooo Schottland! Spezifischer ausgedrückt: Habe ich hier nicht einen Islay Whisky im Glas? Völlig unerwartet trifft mich der Geruch. Ich hatte einen typischen Don Jose erwartet. Doch als allererstes wabern Noten von Teer, Rauch, Seetang und Salz aus dem Glas empor. Ergänzt und vermischt wird das Ganze mit der starken Süße des Rums. Das Karamell schafft es erst ein paar Sekunden später bis zu mir durchzudringen. Und hier zeigt sich nun, dass die Lagerung in Schottland vorgenommen wurde. Denn dieser Rum lag definitiv in einem ehemaligen Whiskyfass und der Nase nach zu urteilen, könnte dies durchaus kein Finish, sondern eine komplette Lagerung in einem vorigen Islay-Whisky-Fass gewesen sein. Heavily-Peated Rum. Salzigkeit trifft auf Süße, Teer und Rauch treffen auf Karamell, und das funktioniert in der Nase schonmal erstaunlich gut.

Gaumen: Der Eindruck aus der Nase setzt sich hier zunächst eins zu eins fort. Ich habe hier ein flüssiges Karamell-Sahne-Bonbon im Glas. Der Rum ist alles andere als dickflüssig und schwer, aber gerade im Mundgefühl ist dieser Rum sehr cremig und sahnig. Das hätte ich so nicht von einem Cloumn Still Rum erwartet. Dazu diese ausgeprägte Süße und das Karamell. Die Fassstärke macht sich bemerbar. Leichte Anklänge von Mango, welche zuvor nicht präsent waren, sind nun dezent am Gaumen zu spüren.
Auch beim 2ten Panama Vertreter hat die Nase nicht gelogen. Volle Islay Power, allerdings mit eben der für diesen Rum typischen Süße sowie sahnigen Textur. Verbrannte, karamellisierte Holzbalken/Holzkohle! Danach salzig sowie eine Briese Meer.

Abgang: Der Abgang gestaltet sich erwartungsgemäß kurz. Die Prozente machen sich bemerkbar und neben der leichten Schärfe des Alkohols ist lediglich etwas Karamell, welches am Gaumen verbleibt. Nach einigen Sekunden ist der Rum dann allerdings verschwunden.
Der Abgang wird bestimmt von süßen Rauch und Karamell und verbleibt lange im Mund. Hier profitiert der Rum gegenüber seinem älteren Vertreter eindeutig von der speziellen Lagerung. Wie für Islay typisch ist auch Minuten nach dem Trinken der Geschmack weiterhin präsent. Alkoholische Schärfe ist für mich fast nicht wahrnehmbar.


The Rum Cask Panama Rum Don Jose 8 YO
Fazit: Wer den typischen Stil Panamas entdecken will ist bei der Scotland-and-Malts Abfüllung bestens aufgehoben. Im Gegensatz zu den Abuelo Rums, welche künstlich Süß schmecken, wird diese hier natürlich in den Rum transportiert. Sehr gut geeignet für den Einstieg in die Welt abseits der Standardabfüllungen. Sehr gefällig, und wer dem spanischen Stil, zB einem Ron Abuelo oder Zaya, Zacapa und Konsorten zugeneigt war, kann hier zuzugreifen. Allerdings muss der Rum sich auch ankreiden lassen, etwas Komplexität vermissen zu lassen. Mir persönlich fehlt hier auf Dauer die Spannung, das Besondere (abgesehen von der sahnigen Struktur).
Wer etwas sehr besonderes will und Islay-Whisky gerne trinkt: The Rum Cask Panama 2004. Uneingeschränkte Kaufempfehlung! Der Sieger in diesem ungleichen Duell ist für mich persönlich ganz eindeutig der Don Jose von The Rum Cask, der eine grandiose Symbiose gegensätzlicher Aromen vollbringt. Sicherlich eine Abfüllung die bestens geeignet sein sollte um überzeugte Islay-Whisky-Liebhaber auf den Pfad des Rums zu bringen.

(Als kleine Anmerkung: Ich konnte den 17 Jahre alten Don Jose aus der aktuellen Range von Duncan Taylor bereits verkosten. Dieser ist vergleichbar mit der Scotland-and-Malts Abfüllung, jedoch noch etwas Runder und voller im Geschmack.)

Bis zum nächsten Review,
Euer Leo

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