Sonntag, 21. April 2013

Jamaica, Hampden Estate: Duncan Taylor Rum 2000 vs. The Rum Cask 2000

Werte Rum-Gemeinde,

wie im Artikel zum Isla del Ron Jamaica Rum 1982 schon erwähnt, bereichert gerade eine Menge neuer Single Cask Rums von -teils neuen- unabhängigen Abfüllern den Rum-Markt. Nachdem vier Rums von Duncan Taylor und zwei Abfüllungen von Isla del Ron bereits vorgestellt wurden, folgen heute eine weitere Duncan Taylor Abfüllung, sowie eine Abfüllung von The Whisky Cask, die ihre Rums unter ihrer neuen Serie "The Rum Cask" anbieten.

Beide Abfüllungen stammen aus dem 2000er Batch der Hampden Estate auf Jamaica, dem vllt. letzten Batch, das an unabhängige Abfüller abgegeben wurde, vor der vorübergehenden Schließung Ende 2002/Anfang 2003.
Von der Duncan Taylor Abfüllung wurden aus dem Cask #122 genau 233 Flaschen abgefüllt. Was von allen, die bisher Rum aus dem 2000er Hampden Batch abgefüllt haben nur Duncan Tayor verrät: der Rum wurde im September 2000 destilliert. Wo der Rum gelagert wurde ist nicht bekannt, allerdings darf eine Lagerung in Europa vermutet werden, da Hampden bei seiner Schließung allen Rum verkauft hat.
Wieviele Flaschen genau aus der The Rum Cask Abfüllung aus Cask #45 hervorgegangen sind, weiß ich nicht, auf Nachfrage erhielt ich allerdings die Information, dass von allen Rums der Serie zwischen 100 und 120 Flaschen abgefüllt wurden. Das ist eine echte Limitierung! Besonderheit hier: alle Abfüllungen sind auch in den Größen 0,5, 0,1, 0,04 und 0,02 l zu bekommen, was ich äußerst bemerkenswert finde, da man sich so sehr günstig einen breiten Überblick über alle Rums verschaffen kann und so seinen Favoriten finden kann, der einem dann auch eine ganze Flasche wert ist. Das sollte Schule machen! Der Ort der Lagerung ist auch hier nicht bekannt, da der Abfüller selbst keinerlei Informationen dazu erhalten hat, die Abfüllung stammt aber wohl aus Schottland, weswegen sie hier unter Umständen auch längere Zeit gelegen hat. Die Umstände, um die Schließung Hampdens herum, würden das auch durchaus bestätigen.
Ebenfalls aus diesem Batch stammen zwei Cadenhead-Abfüllungen, die ich hier zu einem früheren Zeitpunkt schon mal besprochen hatte. Da sowohl eine der Cadenhead-Abfüllungen, als auch die beiden heute vorgestellten Rums 12 Jahre gelagert und in Fassstärke abgefüllt wurden und sich damit im wesentlichen "nur" in ihrem individuellen Fass unterscheiden, werde ich am Schluss auch den 12 YO Cadenhead ins Fazit mit einbeziehen. Drei Rums aus dem selben Batch, im selben Alter und in Fassstärke abgefüllt und damit ideal für einen direkten Vergleich? Das ist selten und ich freue mich, dass die aktuelle Entwicklung auf dem Markt dies möglich macht!

Die Abfüller:

Da zu Duncan Taylor bereits vieles gesagt wurde, widme ich mich hier ausschließlich der Serie "The Rum Cask" vom unabhängigen Abfüller The Whisky Cask. Dieser stammt aus dem rheinland-pfälzischen Pirmasens und wird von Gerhard Jost, Michael Lelle und Jens Owczarek geführt. Unter gleichem Namen wird auch ein eigener Onlineshop betrieben, in dem aber nicht nur die eigenen Whiskys und Rums angeboten werden, sondern auch exklusive Abfüllungen anderer Abfüller. Als einer der wenigen führt er z.B. auch die Abfüllungen der Serie "Isla del Ron".
Der Kernbereich des Abfüllers ist natürlich Whisky. Hier kann The Whisky Cask auf einige sehr erfolgreiche Abfüllungen mit herausragender Qualität zurückblicken. Seit Anfang 2013 wird auch Rum angeboten. Die Serie, die man passender Weise "The Rum Cask" genannt hat, umfasst bisher fünf Abfüllungen, die alle in Fassstärke kommen. Neben der heute vorgestellten Abfüllung, gibt es auch noch je einen Rum aus Grenada (Westerhall 2003), Guadeloupe (Bellevue 1998), Guyana (Uitvlugt 1998) und Panama (Don Jose 2004). Alle Abfüllungen haben sehr traditionelle Label, auf denen diversen Papageien Arten abgebildet sind. Das mögen einige Kitschig nennen, ich finde allerdings, dass sich das sehr angenehm abhebt von den vielen, heute sehr sachlich gewordenen, teils fast verwechselbaren Labeln. 
Erfreulich: der Abfüller verrät bereits, dass weitere Rums folgen sollen. Der Markt ist hier also um einen unabhängigen Abfüller, der seine Rums noch dazu in Fassstärke anbietet, reicher.

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Verkostung der beiden Rums:

Preis: die Duncan Taylor-Abfüllung ist für ca. 60 Euro bei diversen Onlineshops zu beziehen, die The Rum Cask Abfüllung kostet im The Whisky Cask Shop nicht ganz 58 Euronen. Die Preise liegen also nahezu auf einer Ebene.
Die 0,5 l Flasche der The Rum Cask Abfüllung kostet ca. 43 Euro, 10 cl kosten 11 Euro, 4 cl 4,50 Euro und 2 cl 2,50 Euro. 

Duncan Taylor Hampden 2000 Rum
Alter: beide Rums wurden im Jahr 2000 destilliert und mit 12 Jahren abgefüllt. Der Taylor wurde allerdings schon im November 2012 abgefüllt, der The Rum Cask ganz frisch Anfang 2013.

Alkoholstärke: der Duncan Taylor kommt mit 53,1% vol. daher, der The Rum Cask mit knapp 10% vol. mehr, mit 62% vol..

Destillationsverfahren: hier ist sich Hampden treu, beide Rums stammen aus einer der alten Pot Stills.

Farbe: die Farbe ist bei beiden absolut identisch: blassgoldenes Stroh.

Viskosität: dünne, aber satte, gleichmäßige Schlieren bei beiden Rums in geringem Abstand, rollen langsam am Glasrand herunter. Am Glas bleiben dann vereinzlte Tropfen zurück. Zwei durchaus ölig einzuschätzende Destillate.

The Rum Cask Hampden 2000 Rum


Nase: klare Jamaica-Nase beim Duncan Taylor. Es besteht nicht der geringste Zweifel darüber, was ich im Glas habe. Allerdings könnte dies auch ein schöner, kräftiger Long Pond sein, was ich blind sogar eher tippen würde als Hampden! Die Vermutung, die ich im Cadenhead's Tasting schon angestellt habe, bestätigt sich hier einmal mehr. Dieses Hampden Batch ist ein weniger esterreiches als jenes aus 1990 oder 1992 z.B. Trotzdem sind die Ester natürlich merkbar da. Eine sehr cremige Nase, dazu gesellen sich auch Ananas und Banane. Banoffee Pie trifft es hier wirklich am besten. Es gesellen sich auch Anklänge von Stroh und Nuss dazu. Gefällt mir sehr gut!
Die Frage nach der Verwandtschaft stellt sich bei der The Rum Cask Abfüllung nicht, wenn gleich die Nase etwas zurückhaltender ist. Als Ursache vermute ich hier die Verdünnung, die beim Duncan Taylor Fass zu irgendeinem Zeitpunkt vorgenommen worden sein wird (daher trotzdem Cask Strength, aber knapp 10% vol. unterhalb anderer Abfüllungen ohne jede Verdünnung). Die Nase ist etwas eindeutiger Hampden, als bei der Taylor Abfüllung. Ich habe hier vor allem Ester, frisches, reifes Obst aller Art und wie schon beim Taylor Banoffee Pie. Stroh und Nuss habe ich wenn, dann ganz ganz dezent im Hintergrund, die werden bei Taylor wirklich durch die Verdünnung geöffnet worden sein. Nach einigen Minuten wird die Nase merklich voller. Eine schöne Nase!

Gaumen: ui, ist das wirklich Hampden? Der Duncan Taylor erinnert mich nun tatsächlich schon extrem an Long Pond. Nur dezent blitzt diese typische "Hampden Note" auf, die von deren Still kommen muss und die den Rum dann allerdings auch klar identifiziert. Der Rum ist nicht ganz mundfüllend, aber sehr lecker. Alkoholische Schärfe ist nicht vorhanden. Der Rum ist allerdings auch nahe dran, für meinen Geschmack zu viel Wasser bekommen zu haben. Unter 50% hätte er auf keinen Fall verdünnt werden dürfen, sonst hätte ihn, wie so viele andere verdünnte Hampden, der "Wassertod" ereilt. Hier geht es noch. Der Rum ist ausgesprochen cremig, das gefällt mir. 
Bei der The Rum Cask Abfüllung machen sich zunächst die 10% vol. mehr angenehm bemerkbar. Der Rum ist spurbar mundfüllender und weniger wässrig. Gleichzeitig ist der Rum aber nicht schärfer, so dass auch größere Schlücke getrunken werden können. Das gefällt mir! Der Rum ist relativ trocken, bewahrt sich aber dennoch eine schöne Rest-Süße, die für Jamaica absolut typisch ist. Wenn man ihn ein wenig im Mund behält, bekommt der Rum auch eine leichte Cremigkeit. Einfluss vom Holz ist ebenfalls zu spüren, allerdings deutlich geringer und somit auch angenehmer, als bei der Cadenhead Abfüllung.

Abgang: sehr angenehm beim Duncan Taylor. Das cremige verweilt kurze Zeit am Gaumen und schlägt dann in eine sehr trockene, lang anhaltende Anis-Note um. Sehr schön!
Wie schon im ersten Tasting der Cadenhead JMLR 12 und der Duncan Taylor, so kommt auch beim The Rum Cask im Abgang eine sehr präsente Anis-Note, die ich in diesem Batch für charakteristisch halte. Der Rum wird allerdings nicht ganz so trocken wie der Taylor und schmeckt auch minimal weniger intensiv nach. Dennoch bleibt er lange Zeit im Mundraum.

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Fazit: der Jahrgang Hampden 2000 ist und bleibt für mich ein unentschlossener. Es ist kein klassischer Hampden Jahrgang, sprich keiner dieser absoluten Esterbomben im Continental Flavoured Stil, eher ein Wedderburner. Dieser Stil steht Hampden aber meines Erachtens nicht so ganz, da Long Pond in der Disziplin der Wedderburn Jamaicaner einfach die Maßstäbe setzt und hier auch unerreicht bleibt. Diese Rums stehen für mich daher ganz klar zwischen den Stühlen, mir fehlt da etwas die Wucht.
Nichts desto trotz sprechen wir hier immer noch über überdurchschnittlich gute Rums, die Kritik findet auf sehr hohem Niveau statt. 
Müsste ich ein Ranking der drei 12 YO Hampden 2000 erstellen, so würden Duncan Taylor und The Rum Cask wohl den ersten Platz gemeinsam belegen, gefolgt vom Cadenhead, der m.E. nicht an die beiden Rums heranreicht. Er hat im direkten Vergleich doch ein wenig sehr viel Holz abbekommen. Ersteren beiden gehört hier daher auch meine Empfehlung, im The Whisky Cask-Shop kann man diese auch beide erwerben. Beide sind ihr Geld auf jeden Fall wert!
Ich bin gespannt, was aus diesem Jahrgang noch kommt, bzw. wieviele Jahre sich der Rum noch gibt. Beim Cadenhead konnte man klar erkennen, dass der Rum nicht ansatzweise so lange von der Fassreife profitieren wird, wie beispielsweise der Jahrgang 1990, weswegen hier in den nächsten Jahren evtl. noch weitere Abfüllungen folgen werden.

Bis demnächst und viel Vergnügen beim Probieren,
Flo

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